Die Digitalisierung gehört zu den aktuellen Megatrends, die eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung bewirken werden – und doch noch ganz am Anfang stehen. Die digitale Transformation nur auf die Technologie und damit die Auseinandersetzung Mensch versus Maschine zu reduzieren, wird dem enormen Potenzial nicht gerecht. Gesellschafts- und Geschäftsmodelle müssen neu gedacht werden, was ein Ausloten der technologischen Grenzen so wichtigmacht.
Digitalisierung als Megatrend unserer Zeit
Mit der Entwicklung der technologischen Voraussetzungen hat die digitale Transformation gewaltig an Fahrt aufgenommen, ein Ende ist noch gar nicht abzusehen – und auch die Folgen sind noch nicht zu überblicken. Mit dem Internet wurde ja nicht nur ein gewaltiger Informationsraum geschaffen, der sich ganz individuell anzapfen lässt. Es ist auch ein Raum für gänzlich neue Geschäftsmodelle entstanden, die vor einigen Jahren noch gar nicht denkbar waren. Zahlreiche Geschäfte werden online abgewickelt, es gehört heute zu den Selbstverständlichkeiten, ganz ohne Bankschalter auszukommen oder Einkäufe bequem von zu Hause zu erledigen und dabei keine Rücksicht auf Öffnungszeiten nehmen zu müssen.
Das ist aber nur eine Seite der Medaille, denn bei jeder Online-Tour hinterlassen wir digitale Spuren, die wichtige Rückschlüsse auf unsere Präferenzen in den unterschiedlichsten Fragen zulassen. Der Schritt zum Datenmissbrauch ist dann kein großer mehr, werden nicht gleichzeitig tragfähige und praktikable Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Dass sich auch im Internet kriminelle Bereiche entwickeln, gehört ebenso zu den Nebenwirkungen des Eintritts in die digitalisierte Welt. Die neuen Chancen stehen also auch neuen Risiken gegenüber, ein gesellschaftlicher Wandel muss sich mit allen Facetten der Digitalisierung konstruktiv auseinandersetzen.
Unterschiedliche Auswirkungen auf Wirtschaftsbranchen
Der technologische Fortschritt ist jedoch nicht für alle Unternehmen gleichermaßen greifbar: Im produzierenden Bereich können bevorzugt die großen Unternehmen von der Technisierung profitieren, indem sie Prozesse so automatisieren, dass menschliche Arbeitskraft nur noch schwerpunktmäßig bei der Entwicklung, Steuerung und Überwachung benötigt wird. Die entsprechend qualifizierten Fachkräfte werden von der Hochschule weg verpflichtet, es entsteht eine „neue Arbeitswelt“ – und damit ein Generationenkonflikt, dem es mit gezielten Weiterbildungen entgegenzuwirken gilt.
Im Mittelstand und im Handwerk wiederum sind die Chancen, sich mit Investitionen in Fachkräfte und neue Technologien die technologischen Errungenschaften schnell zunutze machen zu können, deutlich geringer. Allerdings profitieren die kleineren Unternehmen von ihrer Flexibilität, die sie gangbare Kompromisse finden lässt, um die Vorteile der digitalen Welt zumindest in einem gewissen Rahmen ausschöpfen zu können. Als Beispiel kommt hier neben der Ausnutzung des Internets für intelligente Marketingstrategien oder effiziente Verwaltungsprozesse auch die Einbindung eines Online-Vertriebskanals in Frage, der parallel zum analogen Geschäft betrieben werden kann.
Der Dienstleistungsbranche stellen sich wiederum ganz andere Herausforderungen: Einerseits entsteht digitale Konkurrenz, beispielsweise in Form von Direktbanken, Direktversicherern und unterschiedlichsten Online-Portalen, die mit Hilfe von Filtern eine Selektion bewirken, die gerne mit Beratung verwechselt wird. Andererseits sind die Verbraucher immer informierter, sie kennen aktuelle Konditionen, die rechtlichen Rahmenbedingungen und können komplexe Inhalte zahlreicher Produkte detailliert vergleichen. Entsteht hier ein Beratungswettbewerb Mensch versus Maschine?
Das Potenzial von Big Data und intelligenter Software
Natürlich ist es spannend, wenn moderne Tools dazu in der Lage sind, allein aus dem Surfverhalten von Verbrauchern die optimalen Anknüpfungspunkte für Marketingmaßnahmen zu ermitteln – Sie erhalten dann prompt die passende Werbung zu den Artikeln, nach denen Sie kürzlich recherchiert haben. Selbst der Aufbau einer Webseite lässt sich so optimieren, dass diese in den Suchmaschinenergebnissen ganz oben angezeigt wird, was die Wahrscheinlichkeit eines Aufrufs deutlich steigen lässt. Algorithmen werden zu einer ganzen Reihe von Berechnungen eingesetzt, die aus den Big Data relevante Informationen herausfiltern.
Es stellt sich doch die Frage: Können diese Tools die beratenden Berufe ersetzen? Dazu sollten Sie sich vor Augen halten, dass auch die sogenannten „selbst lernenden Programme“ nur mit den Daten arbeiten können, die wir eingeben oder zur Verfügung stellen: Informieren Sie sich im Internet zu einem bestimmten Produkt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs gegeben – also erhalten Sie die passende Werbung präsentiert. Welche Schlüsse Sie aus der Recherche gezogen haben, kann die Software nicht „wissen“ – sie bedient einfach die wahrscheinlichere Möglichkeit.
Es gibt also klare Grenzen für digitale Instrumente: Sie können riesige Mengen an Daten, die wir überall im Internet hinterlassen, verarbeiten und daraus Informationen generieren. Die Interpretation und Einordnung dieser Informationen in einen komplexen Kontext, der auch unser Ökosystem mit einbezieht, sowie die Entwicklung darauf aufbauender Strategien oder Lösungsvorschläge kann nur der Mensch erledigen. Daraus folgt die grundlegende Einordnung dieses Megatrends: Die digitale Transformation ist menschengemacht, also gehört der Mensch ins Zentrum dieser Entwicklung.
Neue Beraterqualitäten für nachhaltigen Erfolg gefragt
Gleichwohl steht auch der seriöse Immobilienberater von heute vor neuen Herausforderungen. Seine potenziellen Kunden können sich jederzeit zu den unterschiedlichsten Aspekten des Marktes, neuen Trends oder den aktuellen Angeboten informieren – Google & Co. bieten hier alle verfügbaren Informationen in Sekundenschnelle an und das auch zum Immobilienberater selbst. Spezielle Online-Foren und vor allem die Social Media werden nicht nur dazu genutzt, mit Freunden oder Bekannten in Kontakt zu bleiben: Hier werden Erfahrungen mit Unternehmen, Produkten und Dienstleistungen ausgetauscht, bewertet und kommentiert. Was sich einerseits clever zur Generierung von Empfehlungen ausnutzen lässt, kann andererseits auch negative Beurteilungen vervielfältigen – so der Betroffene nicht konstruktiv mit diesen Medien arbeitet.
Darüber versuchen Online-Portale, einige Beratungsbereiche zu automatisieren: Mit der Eingabe einiger Daten selektiert sich die Auswahl der in Frage kommenden Angebote, die sich dann auch noch detailliert vergleichen lassen. Das funktioniert durchaus, solange es sich um klar einzugrenzende Geschäftsfelder, wie beispielsweise Verträge zur Strom- und Gasversorgung, handelt. Schon beim Thema Versicherungen wird es schwierig, bleibt beispielsweise eine relevante Fragestellung unberücksichtigt. Angesichts der komplexen Tarife ist dieses Risiko nicht zu unterschätzen. Wie sollen dann einerseits die Einzigartigkeit einer Immobilie und andererseits persönliche Präferenzen in einem solchen Selektionsprozess erfasst werden?
Unter dem Strich heißt das: Ein Berater muss nicht nur seinen Markt, sondern auch die online verfügbaren Informationen kennen, um seine Expertise beim Kunden unter Beweis zu stellen. Noch wichtiger ist jedoch, dass er ein gutes Gespür für die Bedürfnisse entwickelt und eine belastbare persönliche Beziehung aufbaut, indem er authentisch bleibt und seriös arbeitet. Entscheidend ist doch, dass er im Vergleich zum digitalen Angebot einen echten Mehrwert liefert – maßgeschneiderte Lösungen für einen individuellen Bedarf.
Die Zielgruppe bleibt der Mensch
Auch die Immobilienbranche profitiert in den unterschiedlichsten Bereichen von neuen Technologien, keine Frage. Bei allem Fortschritt muss aber der Mensch an sich das Maß der Dinge bleiben. Gesellschaftlicher Wandel im Zuge der Digitalisierung heißt auch, den sozialen Belangen, dem Ökosystem und generell den humanistischen Werten Rechnung zu tragen – und das nachhaltig.
Für uns steht der Mensch im Zentrum der digitalen Transformation – mit Stil und Gefühl – für Menschen und Werte .
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